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Fest verbunden
Das Lindower Kloster spielt eine besondere Rolle im Leben von Ingrid Röseler.
Vor unserem Besuch im Lindower Kloster war Ingrid Röseler noch kurz im Wutzsee baden. Der See zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Die Oberfläche ist glatt wie ein Spiegel, das Wasser klar und glitzernd. Die Sonne lacht und Ingrid Röseler strahlt mit ihr um die Wette. Sie hat sich nun ihr Stiftsdamenkostüm übergestreift.
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Der Wutzsee zieht die 82-jährige Wahl-Lindowerin seit ihren frühen Kindertagen in den Bann. Ihre Großeltern, von Beruf Apotheker, hatten sich in Lindow nach dem Ende des 2. Weltkrieges neu angesiedelt. Ingrid Röseler lebte mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Neuruppin. Am Wochenende reiste die Familie zu den Großeltern nach Lindow. Jeden Tag, so erinnert sich die Rentnerin, wanderte der Großvater um den Wutzsee und reparierte, was es am Wegesrand zu richten gab. Wann immer es sich anbot, nahm er die Enkel mit auf den Weg.
Begeistert vom Segelsport
Ingrids Leidenschaft war bereits in Kindertagen das Segeln. Kein Wunder, denn sowohl in Neuruppin als auch in Lindow boten sich dafür beste Voraussetzungen. Bei dem Sport lernte sie auch einige Jahre später in Lindow ihren Ehemann Arnulf kennen. „Ich war mit meinem schwarzen Kiefernpiraten bei jeder Regatta die letzte und er immer der Erste“, blickt die Rentnerin strahlend zurück.
Lindow als Rückzugsort
Ingrid Röseler lebte mit ihrem Mann und den Kindern in Berlin.
Er arbeitete als Physiker an der Akademie der Wissenschaften, sie ebenfalls dort als Medizinisch-technische Assistentin. Die Wochenenden verbrachten die Röselers oft bei der Familie in Lindow. Bevor die Fahrt zurück nach Berlin ging, machte das Ehepaar eine Runde durch die Klosteranlage. „Wir haben hier immer Ruhe gefunden, bevor uns der Alltag wieder aufnahm“, erinnert sich Ingrid Röseler. „Die Klosteranlage war damals kaum zu erkennen, die Steine mit Efeu bewachsen. Doch das Areal strahlte eine besondere Aura aus.“
Die Geschichte des Lindower Klosters weitergeben
Auch ihre Großeltern verbinden Ingrid Röseler mit dem Kloster. „Mein Großvater wollte nicht auf dem städtischen Friedhof beigesetzt werden“, erläutert sie. „Deshalb spendete er dem Kloster einen großzügigen Betrag und sicherte sich eine Grabstätte auf dem Klosterfriedhof.“
Enkeltochter Ingrid besucht ihre Großeltern hier nun regelmäßig mit Besuchergruppen in der Rolle der Adelheit von Stechlin. Denn kurz vor der Jahrtausendwende entschieden sich Ingrid und Arnulf Röseler, nach Lindow zu ziehen. Sie sagten Berlin ade und zogen 2005 in ihren Sehnsuchtsort mit den drei Seen. Zum 70. Geburtstag eines Klassenkameraden ihres Mannes überlegte sich Ingrid Röseler ein besonderes Geschenk: eine Führung durch die Klosteranlage.
Gäste aus ganz Deutschland waren gekommen und absolut begeistert. „Ingrid, das musst du öfter für Besucher anbieten“, hieß es vom Jubilar. Und Ingrid Röseler nahm die Aufforderung und ihre neue Aufgabe an. Schnell war mit Fontanes Roman „Der Stechlin“ die Vorlage für ihre hochadelige Stiftsdame Adelheit gefunden. „Den Roman kennen die meisten Besucher und so ist die Brücke zu meinen Gästegruppen schnell gebaut.“
Das Kostüm ihrer „Domina“ hat die rüstige Dame selbst geschneidert. „Ein schwarzes Laken aus dem Dänischen Bettenhaus, ein bisschen Spitze von alten Kissen, das Gesangbuch meines Vaters für meine Spickzettel und ein Plastikkreuz aus Irland, weil das nicht so schwer wiegt“, erzählt sie mit einem schelmischen Lächeln.
Jeder Stein im Lindower Kloster trägt für Ingrid Röseler eine Geschichte und ist Teil ihrer eigenen. „Wenn ich mein Gewand anlege, bin ich viel sicherer als sonst. Mir gibt die Figur Souveränität und Kraft!“
Das „Perelshaus“
Das „Perelshaus“ wurde aufwändig saniert. Hier sind Wohnungen für Familien und eine Bibliothek entstanden. Zu dem wird noch eine Gedenkstätte für Friedrich Julius Perels, Kirchenjustiziar der Bekennenden Kirche, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde, errichtet. Das Gebäude bietet auch Pilgern, die den neuen Brandenburgischen Klosterweg erwandern, eine Raststatt.
Die Bibliothek, die ausschließlich von Ehrenamtlichen ermöglicht und betreut wird, beinhaltet folgendes:
- Altes und Neues Testament
- Lexika zur Theologie und Kirchengeschichte
- Jüdische Quellen
- Grundlagen des Islam
- Ethik, Philosophie, Psychologie, Kunst
- Kinder- und Jugendbücher
- Belletristik
- Kunstbildbände
- Kulturgeschichte
Öffnungszeiten
April – Oktober: Di und Sa 13.00 – 16.00 Uhr
November – März: Sa 13.00 – 16.00 Uhr
1334 wurde die Anlage erstmalig urkundlich erwähnt. Die Grafen zu Arnstein bestimmten das Kloster neben dem Dominikanerkloster in Neu-
ruppin zu ihrem Hauskloster. Sie statteten es mit großem Landbesitz und mit Einkünften aus.
Nach der Reformation trat der Konvent 1541 zum evangelischen Glauben über und wandelte das Kloster zu einem Damenstift um. Im dreißigjährigen Krieg zerstörten 1638 kaiserliche Truppen des Feldmarschalls Gallas einen großen Teil des Klosters und vernichteten das Klosterarchiv. Ab 1696 diente das Lindower Kloster als Hochadeliges Fräuleinstift. 1875 wurde es zum Landesherrlichen Fräuleinstift Kloster Lindow umgewandelt, dem eine Oberin vorstand. Seit 1946 erfolgte die Nutzung als Evangelisches Stift Kloster Lindow. Auf dem Stiftsgelände entstand 1947 ein Altenpflegeheim. Im Jahr 2000 fand die Einweihung des Evangelischen Seniorenheims Kloster Lindow statt. Seit 1947 vermietet das Stiftskapitel in den Häusern auf dem Klostergelände Wohnungen an Familien, die in einer christlichen Gemeinschaft geborgen sein wollen.
Seit 2019 befindet sich auf dem Klostergelände der Garten des Buches, ein jüdisch-christlich-muslimischer Lehr- und Schaugarten.
Das ursprünglich als Tagungshaus der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg 1954–56 erbaute Haus ist zu einer Gedenkstätte für Friedrich Justus Perels umgebaut worden. Das Gebäude erhält zusätzlich eine Bibliothek und Wohnungen.
Perels war Justiziar und Rechtsberater der Bekennenden Kirche. Als Anwalt setzte er sich für die Interessen der Verfolgten des NS-Regimes ein. Durch seine Freundschaft zu Dietrich Bonhoeffer kam er in Kontakt zum Freiburger und Kreisauer Kreis, sowie zum Widerstandskreis um Hans von Dohnanyi und arbeitete darin mit.
1944 wurde Perels wegen „Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und wegen illegaler Tätigkeit für die Bekennende Kirche“ verhaftet und 1945 zum Tode verurteilt. In der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945 ermordete ein Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts Friedrich Justus Perels.
Wenn Sie mehr über die Geschichte Lindows erfahren möchten sollten Sie sich einen Besuch im Museum „Schau mal rein“ nicht entgehen lassen. Museumsdirektor Walter Streblow ist wie kein Zweiter mit der Stadtgeschichte Lindows vertraut. In seinem Dachbodenmuseum lassen sich allerlei historische Alltagsgegenstände bestaunen, anfassen und ausprobieren.
Vor unserem Besuch im Lindower Kloster war Ingrid Röseler noch kurz im Wutzsee baden. Der See zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Die Oberfläche ist glatt wie ein Spiegel, das Wasser klar und glitzernd. Die Sonne lacht und Ingrid Röseler strahlt mit ihr um die Wette. Sie hat sich nun ihr Stiftsdamenkostüm übergestreift.
mehr
Der Wutzsee zieht die 82-jährige Wahl-Lindowerin seit ihren frühen Kindertagen in den Bann. Ihre Großeltern, von Beruf Apotheker, hatten sich in Lindow nach dem Ende des 2. Weltkrieges neu angesiedelt. Ingrid Röseler lebte mit ihrer Mutter und den Geschwistern in Neuruppin. Am Wochenende reiste die Familie zu den Großeltern nach Lindow. Jeden Tag, so erinnert sich die Rentnerin, wanderte der Großvater um den Wutzsee und reparierte, was es am Wegesrand zu richten gab. Wann immer es sich anbot, nahm er die Enkel mit auf den Weg.
Begeistert vom Segelsport
Ingrids Leidenschaft war bereits in Kindertagen das Segeln. Kein Wunder, denn sowohl in Neuruppin als auch in Lindow boten sich dafür beste Voraussetzungen. Bei dem Sport lernte sie auch einige Jahre später in Lindow ihren Ehemann Arnulf kennen. „Ich war mit meinem schwarzen Kiefernpiraten bei jeder Regatta die letzte und er immer der Erste“, blickt die Rentnerin strahlend zurück.
Lindow als Rückzugsort
Ingrid Röseler lebte mit ihrem Mann und den Kindern in Berlin.
Er arbeitete als Physiker an der Akademie der Wissenschaften, sie ebenfalls dort als Medizinisch-technische Assistentin. Die Wochenenden verbrachten die Röselers oft bei der Familie in Lindow. Bevor die Fahrt zurück nach Berlin ging, machte das Ehepaar eine Runde durch die Klosteranlage. „Wir haben hier immer Ruhe gefunden, bevor uns der Alltag wieder aufnahm“, erinnert sich Ingrid Röseler. „Die Klosteranlage war damals kaum zu erkennen, die Steine mit Efeu bewachsen. Doch das Areal strahlte eine besondere Aura aus.“
Die Geschichte des Lindower Klosters weitergeben
Auch ihre Großeltern verbinden Ingrid Röseler mit dem Kloster. „Mein Großvater wollte nicht auf dem städtischen Friedhof beigesetzt werden“, erläutert sie. „Deshalb spendete er dem Kloster einen großzügigen Betrag und sicherte sich eine Grabstätte auf dem Klosterfriedhof.“
Enkeltochter Ingrid besucht ihre Großeltern hier nun regelmäßig mit Besuchergruppen in der Rolle der Adelheit von Stechlin. Denn kurz vor der Jahrtausendwende entschieden sich Ingrid und Arnulf Röseler, nach Lindow zu ziehen. Sie sagten Berlin ade und zogen 2005 in ihren Sehnsuchtsort mit den drei Seen. Zum 70. Geburtstag eines Klassenkameraden ihres Mannes überlegte sich Ingrid Röseler ein besonderes Geschenk: eine Führung durch die Klosteranlage.
Gäste aus ganz Deutschland waren gekommen und absolut begeistert. „Ingrid, das musst du öfter für Besucher anbieten“, hieß es vom Jubilar. Und Ingrid Röseler nahm die Aufforderung und ihre neue Aufgabe an. Schnell war mit Fontanes Roman „Der Stechlin“ die Vorlage für ihre hochadelige Stiftsdame Adelheit gefunden. „Den Roman kennen die meisten Besucher und so ist die Brücke zu meinen Gästegruppen schnell gebaut.“
Das Kostüm ihrer „Domina“ hat die rüstige Dame selbst geschneidert. „Ein schwarzes Laken aus dem Dänischen Bettenhaus, ein bisschen Spitze von alten Kissen, das Gesangbuch meines Vaters für meine Spickzettel und ein Plastikkreuz aus Irland, weil das nicht so schwer wiegt“, erzählt sie mit einem schelmischen Lächeln.
Jeder Stein im Lindower Kloster trägt für Ingrid Röseler eine Geschichte und ist Teil ihrer eigenen. „Wenn ich mein Gewand anlege, bin ich viel sicherer als sonst. Mir gibt die Figur Souveränität und Kraft!“
Das „Perelshaus“
Das „Perelshaus“ wurde aufwändig saniert. Hier sind Wohnungen für Familien und eine Bibliothek entstanden. Zu dem wird noch eine Gedenkstätte für Friedrich Julius Perels, Kirchenjustiziar der Bekennenden Kirche, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde, errichtet. Das Gebäude bietet auch Pilgern, die den neuen Brandenburgischen Klosterweg erwandern, eine Raststatt.
Die Bibliothek, die ausschließlich von Ehrenamtlichen ermöglicht und betreut wird, beinhaltet folgendes:
- Altes und Neues Testament
- Lexika zur Theologie und Kirchengeschichte
- Jüdische Quellen
- Grundlagen des Islam
- Ethik, Philosophie, Psychologie, Kunst
- Kinder- und Jugendbücher
- Belletristik
- Kunstbildbände
- Kulturgeschichte
Öffnungszeiten
April – Oktober: Di und Sa 13.00 – 16.00 Uhr
November – März: Sa 13.00 – 16.00 Uhr
1334 wurde die Anlage erstmalig urkundlich erwähnt. Die Grafen zu Arnstein bestimmten das Kloster neben dem Dominikanerkloster in Neu-
ruppin zu ihrem Hauskloster. Sie statteten es mit großem Landbesitz und mit Einkünften aus.
Nach der Reformation trat der Konvent 1541 zum evangelischen Glauben über und wandelte das Kloster zu einem Damenstift um. Im dreißigjährigen Krieg zerstörten 1638 kaiserliche Truppen des Feldmarschalls Gallas einen großen Teil des Klosters und vernichteten das Klosterarchiv. Ab 1696 diente das Lindower Kloster als Hochadeliges Fräuleinstift. 1875 wurde es zum Landesherrlichen Fräuleinstift Kloster Lindow umgewandelt, dem eine Oberin vorstand. Seit 1946 erfolgte die Nutzung als Evangelisches Stift Kloster Lindow. Auf dem Stiftsgelände entstand 1947 ein Altenpflegeheim. Im Jahr 2000 fand die Einweihung des Evangelischen Seniorenheims Kloster Lindow statt. Seit 1947 vermietet das Stiftskapitel in den Häusern auf dem Klostergelände Wohnungen an Familien, die in einer christlichen Gemeinschaft geborgen sein wollen.
Seit 2019 befindet sich auf dem Klostergelände der Garten des Buches, ein jüdisch-christlich-muslimischer Lehr- und Schaugarten.
Das ursprünglich als Tagungshaus der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg 1954–56 erbaute Haus ist zu einer Gedenkstätte für Friedrich Justus Perels umgebaut worden. Das Gebäude erhält zusätzlich eine Bibliothek und Wohnungen.
Perels war Justiziar und Rechtsberater der Bekennenden Kirche. Als Anwalt setzte er sich für die Interessen der Verfolgten des NS-Regimes ein. Durch seine Freundschaft zu Dietrich Bonhoeffer kam er in Kontakt zum Freiburger und Kreisauer Kreis, sowie zum Widerstandskreis um Hans von Dohnanyi und arbeitete darin mit.
1944 wurde Perels wegen „Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und wegen illegaler Tätigkeit für die Bekennende Kirche“ verhaftet und 1945 zum Tode verurteilt. In der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945 ermordete ein Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts Friedrich Justus Perels.
Wenn Sie mehr über die Geschichte Lindows erfahren möchten sollten Sie sich einen Besuch im Museum „Schau mal rein“ nicht entgehen lassen. Museumsdirektor Walter Streblow ist wie kein Zweiter mit der Stadtgeschichte Lindows vertraut. In seinem Dachbodenmuseum lassen sich allerlei historische Alltagsgegenstände bestaunen, anfassen und ausprobieren.